Donnerstag, 17. Januar 2013

Das methodenneutrale V-Modell XT

Im Rahmen einer Dissertation zum Thema "Wissensmanagement in der Softwareentwicklung" mit speziellem Fokus auf die Einbindung des V-Modell XT wurde uns folgende Frage gestellt:

Wird von  Seiten des WEIT e.V. oder des IABG bereits (oder in Planung) an einem Wissensmanagementsystem für das V-Modell XT gearbeitet wird, oder ob nur eine entsprechende Schnittstelle für Wissensmanagementaktivitäten im V-Modell bereitgestellt wird?

Unsere Antwort ist folgende:

Das V-Modell XT beschreibt als Vorgehensmodell vornehmlich, WAS durch WEN in welcher Reihenfolge erstellt wird. Es handelt sich also um eine erzeugnis- und rollenzentrierte Vorgehensbeschreibung.
WIE die Erarbeitung der Erzeugnisse erfolgt, ist durch das V-Modell XT nur durch sog. "Aktivitäten" beschrieben. Diese Aktivitäten beschreiben aber letztlich auch nur, welche Tätigkeiten anfallen, aber nicht WIE diese durchzuführen sind.
 
So erhalten die Nutzer des V-Modell XT beispielsweise Hinweise darauf, dass eine Schätzung an geeigneter Stelle durchgeführt werden muss. Welche Verfahren (V-Modell-Begriff: welche Methoden) dazu eingesetzt werden, entscheiden die Nutzer.
 
Aus diesem Grund macht das V-Modell XT auch keine Vorgaben bezüglich Werkzeugen. Ob nun MS Project, Excel oder Pen&Paper für den Projektplan eingesetzt wird, bleibt den Nutzern überlassen. Wichtig ist, dass bei der Projektplanung die Aspekte berücksichtigt werden, die das V-Modell aufzeigt (z.B. Planung der Qualitätssicherung, planen von Schulungen etc.).
 
Vor dem Hintergrund ist der methodische Fundus, den das V-Modell mitbringt, natürlich sehr begrenzt. Der Lieferumfang des V-Modell XT enthält nur zwei Softwarewerkzeug: Den V-Modell XT Projektassistenten, der das Verfahren für das Tailoring des V-Modells implementiert und den V-Modell XT Editor zum Anpassen des V-Modells für Prozessingenieure.
 
Das V-Modell XT liefert also nur die nötigen Methoden und Werkzeuge an die Hand, um das V-Modell an die Bedürfnisse des Projekts anzupassen.

Genau so verhält es sich in Bezug auf das Wissensmanagement. Welche Systeme, Werkzeuge und Methoden für ein Entwicklungsprojekt benötigt werden, muss vom Projektleiter oder dem für Wissensmanagement verantwortlichen Projektmitarbeiter entschieden werden.

Da das V-Modell kein "Allroundpaket" ist, müssen bei der Anwendung des Modells Eigenleistungen getroffen werden. Die Auswahl der richtigen Werkzeuge (z.B. Wissensmanagementsystem) und der richtigen Methoden (z.B. welche Schätzmethoden setzen wir ein) ist stark projekt- und unternehmensspezifisch. Das V-Modell macht diesbezüglich keine Vorgaben, weil: was für ein Unternehmen passt, wird von einem anderen Unternehmen abgelehnt. Um hier für ALLE anwendbar zu bleiben, wurde bei der Entwicklung des V-Modells entschieden, "methodenneutral" zu bleiben.

Deshalb ist diesbezüglich auch nichts in Planung und wird es in absehbarer Zeit auch nicht sein. Derartige Bestrebungen (ein Vorgehensmodell mit vollintegrierter Systemlandschaft) spielen vom
Erstellungs- und Einführungsaufwand her in einer völlig anderen Liga (siehe z.B. IBM Rational Unified Process (RUP)).
 

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