Montag, 20. Oktober 2008

Projektsynchronisation und die AG/AN-Schnittstelle

Die AG/AN-Schnittstelle des V-Modells definiert klar, wer zu welchem Zeitpunkt was und an wen liefert. Dies hört sich zunächst sehr abstrakt an. Am folgenden kleinen Beispiel wollen wir jedoch zeigen, wie sich die AG/AN-Schnittstelle anwenden und zur Risikominimierung ausgestalten lässt.



Quelle: Friedrich, Hammerschall, Kuhrmann, Sihling: Das V-Modell XT (Springer, 2008)

Sowohl das Auftraggeber- (AG) als auch das Auftragnehmer-Projekt (AN) verlaufen zunächst unabhängig voneinander. Erst zum Entscheidungspunkt "Projekt beauftragt" haben beide Projekte einen Zustand erreicht, in dem sie nur gemeinsam oder gar nicht vorankommen. Liegt ein konkreter Auftrag (z.B. in Form eines Vertrags) vor, kann ein Entwicklungsabschnitt geplant und begonnen werden (Entscheidungspunkt "Iteration geplant"). Danach verlaufen die beiden Projekte wieder eigenständig, bis zur Abnahmeerklärung (Entscheidungspunkt "Abnahme erfolgt"). Hier sind beide Projekte erneut in einem Zustand in dem sie wieder nur gemeinsam oder gar nicht weitergeführt werden. Weitere Iterationen werden analog weitergeführt...

Die AG/AN-Schnittstelle ist sehr schlank gehalten und abstrahiert den spezifischen Entwicklungsvorgang des AN. Sie legt also nicht fest, ob und wann das System oder die Architekturdokumente geliefert werden müssen, sondern kennt nur das abstrakte Produkt Lieferung, das einer Abnahme vorausgeht. In einigen Situationen ist es jedoch erforderlich, sich öfter als nur zu den Abschnittsplanungen und Abnahmen zu synchronisieren. Für solche Fälle kann im AG-Projekt der Entscheidungspunkt "Projektfortschritt überprüft" verwendet werden. Ist es z.B. gewünscht, die Systemspezifikation oder die System- oder Softwarearchitektur im Dialog von AG und AN zu gestalten, kann vereinbart werden, dass beim Erreichen der entsprechenden Entscheidungspunkte beim AN mindestens ein Status (z.B. in Form eines Projektstatusberichts) zum AG gemeldet wird. Auf diese Weise kann ein Feedback-Mechanismus und somit ein kontinuierlicher Informationsfluss etabliert werden. Auf der Seite des AGs stehen somit weitreichende Steuerungsmechanismen zur Verfügung. Der AN profitiert von einem derartigen Verfahren, indem sein Risiko, an den Anforderungen vorbei zu arbeiten, minimiert wird.

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