Donnerstag, 18. September 2008

Produktqualität vs. Prozessqualität

Im Projektalltag bringt das Thema "Qualitätsziele" immer wieder Schwierigkeiten mit sich. Unklar ist, wie die Aufteilung zwischen den Produkten Lastenheft und QS-Handbuch aussieht. Die Themen "Nicht-funktionale Anforderungen" und "Qualitätsziele und -anforderungen" sind hier scheinbar redundant.

Die Aufteilung ist aber recht einfach zu erklären: Ins Lastenheft kommen alle Qualitätsanforderungen, die am gelieferten System selbst (inkl. Quellcode und Dokumentation) überprüfbar sind. Dazu gehören beispielsweise die klassischen Software-Qualitätseigenschaften aus der internationalen Norm ISO/IEC 9126: Zuverlässigkeit, Benutzbarkeit, Effizienz, Änderbarkeit und Übertragbarkeit. Das Lastenheft beschreibt also die Qualität des entwickelten Produkts.

Das QS-Handbuch beinhaltet alle Qualitätsanforderungen, die nicht am System selbst, sondern nur in der Projektdurchführung überprüft werden können, wie z.B. ein anzuwendendes Vorgehensmodell, bestimmte Managementmechanismen/Entwicklungsmethoden, vereinbarte Prozessaudits oder auch eine geforderte Testüberdeckung. Das QS-Handbuch beschreibt somit die Qualität des Entwicklungsprozesses.


Quelle: Friedrich, Hammerschall, Kuhrmann, Sihling: Das V-Modell XT (Springer, 2008, im Erscheinen)

Natürlich existieren auch hier Grauzonen, beispielsweise bei der Testüberdeckung. Wird nur eine gewisse Testüberdeckung gefordert, dann ist das ein Fall fürs QS-Handbuch. Wird dagegen eine konkrete Testumgebung gefordert, die diese Testüberdeckung automatisch realisiert, dann ist das ein Liefergegenstand und kommt somit ins Lastenheft.

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